Der ganze Mensch lernt

Impulse aus der Praxis der Waldorfschulen
auf der Basis einer empirischen Studie

Mittwoch, 21. Sept. 2011, 17.45 Uhr
20. Jahrestagung der Kommission “Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe” der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE, Sektion Schulpädagogik), Universität Paderborn, 21.-23.09.2011

 

Abstract:

Während einerseits reformpädagogische Konzepte im Primarbereich seit den 70er Jahren bis heute aktuell sind, stehen andererseits auf bildungspolitischer Ebene die Schulleistungsstudien PISA und IGLU, einheitliche Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und Leistungssteigerung im Vordergrund. Welcher Voraussetzungen jedoch bedarf das Kind, um in der Schule erfolgreich zu sein und auf welche Weise kann es sowohl der Schule in ihren Strukturen als auch den LehrerInnen in ihrem konkreten Handeln gelingen, dass das Kind aus Interesse an der Sache und mit Freude lernt? Es fällt auf, dass viele reformpädagogische Ideen in der Waldorfpädagogik verwirklicht sind. Das wissenschaftliche Interesse an den Wirkungen der Waldorfpädagogik nimmt seit einigen Jahren zu. Neben Studien, die sich mit den Wirkungen im Rückblick aus der Sicht ehemaliger Waldorfschüler befassen (z.B. Barz/Randoll 2007), liegt u.a. auch eine neuere Forschungsarbeit über die Klassenlehrer-Schüler-Beziehung an Waldorfschulen vor (Helsper/Ullrich u.a. 2007; DFG-Projekt). Zu den aktuellen Erfahrungen und Befindlichkeiten heutiger Waldorfschüler, insbesondere zu Quereinsteigern aus Regelschulen, gibt es bislang wenige auf wissenschaftlicher Basis erhobene Daten. Dabei setzt als erste die quantitativ-qualitative Studie „Quereinsteiger. Wechsel von der staatlichen Regelgrundschule in die Waldorfschule“ (Keller 2008) an einer Schnittstelle zwischen staatlichem Regelschulsystem und Waldorfschule an. Im Rahmen einer Fragebogenerhebung machen 478 Eltern von 1202 Quereinsteigern, die zum Erhebungszeitpunkt die erste bis fünfte Klasse einer Waldorfschule besuchten, Angaben u.a. sowohl zu den Motiven für das Verlassen der Grundschule als auch zur Befindlichkeit der Kinder nach erfolgtem Schulwechsel. Im Vergleich der beiden Schulsysteme, ihrer Wirkungen und der zugrundeliegenden Ursachen werden über den Weg der Befindlichkeit des Kindes Merkmale einer „guten Schule“ (vgl. Fend 21994) entworfen, in der Kinder mit Freude und Erfolg lernen. Die Eltern bestätigen mit ihren Erfahrungen zum einen die Ansicht, dass es der ganze Mensch sein muss, der lernt und zeigen zum anderen aber auch all die unterschiedlichen Aspekte auf, die in der Praxis Berücksichtigung finden müssen, will man dem ganzen Menschen wirklich gerecht werden.